Kreuznacher Sternfreunde feiern ihr 30-jähriges Bestehen

Bei besonderen Anlässen, etwa wenn ein neues Teleskop getestet werden soll, macht die Sonne den Kreuznacher Sternfreunden schon einmal einen Strich durch die Rechnung und versteckt sich hinter grauen Wolken. So war es für die Himmelsgucker vom Kuhberg dann auch nicht weiter verwunderlich, dass die geplanten Sonnenbeobachtungen beim 30. Jahrestag der Sternwarte ins Wasser fielen. Die zahlreichen Gäste, die zur Geburtstagsfeier im Haus des Gastes gekommen waren, mussten aber nicht traurig sein:
Auch ohne den Blick auf das Zentralgestirn gab es jede Menge zum Staunen – angefangen von atemberaubenden astronomischen Impressionen bis zu einer Ausstellung über die Entwicklung der Sternwarte, die 1986 gebaut wurde zur Beobachtung des alle 76 Jahre wiederkehrenden Halleyschen Kometen.

Beeindruckend waren auch die Arbeiten der Jugendgruppe, die plastische Krater der Mondoberfläche gebaut hatten oder mit viel Kreativität eine ganz detailreiche Mondstation mit zahlreichen Astronauten. Besonderes faszinierend waren die mächtigen Teleskope, die nicht nur dazu dienten, die Sterne „näher heranzuholen“, wie der Laie hätte vermuten können. Mit diesen Geräten konnte man die Sonne in verschiedenen Wellengängen beobachten, etwa im speziellen H-Alpha-Licht, das bei exakt 656,28 Nanometer die Protuberanzen am Rande der Sonne in kräftigem Orange-Rot zeigte. Andere Teleskope zeigten eindrucksvoll eine „schwarze Sonne“ die ansonsten nur bei einer Sonnenfinsternis kurz zu sehen ist. Besonderheiten waren auch ein altes Linsenteleskop, das die Sonne projiziert und mehreren Beobachtern gleichzeitig einen Blick auf die zahlreichen Details ermöglicht oder ein ganz simples aber funktionsfähiges Teleskop, das die Jugendgruppe aus lauter Baumarkt-Teilen konstruiert hatte.

Astrophysiker Vogelsberger reist aus Massachusetts an

Vorsitzender Bernd Peerdeman ging in seiner Begrüßung noch einmal kurz auf die Geschichte des Vereins und der Sternwarte ein. Die Ehrengäste wie etwa Oberbürgermeisterin Heike Kaster-Meurer oder Landrat Franz-Josef Diel würdigten die Leistung der Sternfreunde als wichtigen Beitrag für die Wissensvermittlung an Schulen, die man gerne noch intensivieren würde.

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Dass diese Arbeit sich lohnt, bewies Astrophysiker und Kosmologe Mark Vogelsberger, der als Professor in Cambridge (Massachusetts) und Boston forscht und lehrt:
Der gebürtige Kreuznacher hatte durch die Sternwarte seine Leidenschaft für Astronomie entdeckt und jetzt dem Verein einen Geburtstagsbesuch abgestattet.

Kurzvorträge rundeten den interessanten Nachmittag ebenso ab wie Dia- und Filmvorführungen etwa als Zeitraffer von Sternbewegungen über mehrere Stunden oder als Deep Sky Fotografie von Sternhaufen, Nebel oder Galaxien, die nicht zu unserem Sonnensystem gehören. Dafür braucht es nicht nur eine besondere Ausrüstung, sondern auch einen dunklen Himmel ohne künstliche Lichtquellen und vor allem viel Geduld und oft stundenlangen nächtlichen Einsatz.

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„Eigentlich habe ich das falsche Hobby“, schmunzelte Peerdeman, der eigentlich kein Nachtmensch ist. Dass sich das Aufstehen trotzdem lohnt, zeigte in diesem Sommer wieder die gut sichtbaren Perseiden mit teils 100 Sternschnuppen pro Stunde – allerdings meist erst gegen 3 oder 4 Uhr nachts. Dafür darf man sich dann allerdings nach einem beliebten Aberglauben etwas wünschen, wenn man eine Sternschnuppe sieht – und auf diesen Mythos scheinen viele Menschen auch in der heute technisierten Zeit zu hoffen. So hatte sich einmal ein Interessent bei Peerdeman für eine gesichtete große Sternschnuppe interessiert – und nach der fachlichen Erläuterung gefragt, ob er sich bei diesem „Boliden“ auch etwas wünschen dürfe.